Fahrt mit der Waldbahn

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Mit Waldbahn von Grafenau bis nach Bayerisch Eisenstein

von Andreas

Sie gehört zu den schönsten Bahnstrecken Deutschlands: Die Waldbahn von Grafenau nach Zwiesel. Wie eine Lebensader durchzieht das Bahngleis die abwechslungsreiche Landschaft im Bayerischen Wald. Sie schlängelt sich an Hinterhöfen von Gewerbebetrieben und an kleinen Dörfern vorbei. Mein Blick aus dem Fenster zeigt im Herbst braungelb verwischte Streifen von Wiesen, Wäldern und Auen. Vergangenen Herbst machte ich einen Abstecher mit der Waldbahn bis „ans Ende der Welt“ zum Grenzbahnhof nach Bayerisch Eisenstein.

Die erste Lokomotive kommt am 15. November 1877 in Bayrisch Eisenstein an, für die Region beginnt damit eine neue Ära. Früher waren schnaubende Dampfzüge im Einsatz um große Mengen geschlagenes Holz aus dem Wald abzutransportieren. Später transportierten die Züge Kohle für Schmelzöfen der Glashüttenindustrie in die Region.

Die Waldbahn verbindet die Ausflugsziele der Nationalparkregion Bayerischer Wald

Heute schätzen Touristen die Waldbahn als umweltfreundliches Verkehrsmittel. Besonders wenn es ein durchdachtes und kostenfrei nutzbares Mobilitätsangebot in der Urlaubsregion gibt, wie im Bayerischen Wald.

Für Gäste, die in einer GUTI-Gemeinde gebucht haben, gibt es einen besonderen Leckerbissen: Das Gäste-Service-Umweltticket „GUTI“ ermöglicht kostenlose Nutzung der Waldbahn und Busse. Für den Wanderer steht der sog. Iglbus an Bahnhöfen und Haltestellen bereit. Damit kommt der Gast bequem an die Ausgangspunkte von Wanderwegen. Die Bahn fährt im Stundentakt und verbindet die Region Arber, Bayerisch Eisenstein mit dem Nationalpark und den umliegenden Städten Deggendorf, Plattling und Grafenau. Einfach und praktisch ist der ebenerdige Zustieg in die Waggons. Man schiebt sein schweres E-Bike oder Fahrrad ohne Kraftanstrengung vom Bahnsteig in die Bahn und fährt zur nächsten Station weiter.

Manche Bahnstationen entlang der Strecke erscheinen mir wie im Dornröschenschlaf. Daraus könnten futuristisch gestaltete „Willkommenscenter“ mit Informations- und Mobilitätsangeboten für Feriengäste entstehen. Als Drehscheibe mit Verleih- und Ladestationen für E-Bike und E-Mobil.

Bayerisch Eisenstein

Ich bin an der Grenze zu Tschechien angekommen. Am 136 Meter langen Grenzbahnhof endet die Fahrt mit der Waldbahn. 38 Jahre lang ging der Eiserne Vorhang mitten durch das Bahnhofsgebäude. Stacheldraht und Panzersperren riegelten alles ab. Grenzsoldaten hatten Schießbefehl, sie blickten misstrauisch von Wachtürmen nach Westen. Nur durch ein winziges Guckloch konnte man damals im Bahnhofsgebäude nach drüben sehen. Heute sind alle Spuren weggeräumt. Es erinnert nur noch eine feine Linie mit eingelassenem Grenzstein an die ehemalige Zonengrenze.

Die Grenzöffnung war am 02. Juni 1991, und Menschen aus beiden Ländern nahmen sich mit tränenden Augen in die Arme. Für Kanzler Kohl wurde ein Wagen mit Rednerpult geschmückt. Mehr als 20 000 Menschen kamen damals um seine engagierte und leidenschaftliche Rede zu hören: „Die Offenlegung des Grenzübergangs ist Ausdruck für eine Entwicklung, dass die widernatürliche, unmenschliche Teilung unseres Kontinents und unserer beiden Länder ein Ende gefunden hat“, sagte Kohl.

Der Sackbahnhof am Ende der Welt rückte schlagartig in das Zentrum von Europa. Auf deutscher Seite wurde das denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahre 1872 mit Geldmitteln der EU renoviert und zu einem modernen Naturkundemuseum ausgebaut.

Caféhaus im Grenzbahnhof

Aus dem historischen Wartesaal für Bahnreisende der ersten Klasse aus der österreichischen Kaiserzeit wurde ein schmuckes Caféhaus. Die pompöse Decke und die Fenster wurden originalgetreu im Jugendstil hergestellt. An der Stirnseite des Raums sind Riesengemälde von Maria Theresia und König Ludwig I. angebracht. Die Einrichtung aus dunklem Edelholz atmet kaiserliche Geschichte.

Claudia bringt mir einen Capuccino, dazu eine selbstgemachte „Waldbahntorte“ mit süßer Preiselbeerfüllung und einem kleinen Geheimnis. Ich genieße den Kuchen und lasse mir extra viel Zeit. Im Cafè fühle ich mich wie ein Gast der K&K -Zeit, der von Bediensteten verwöhnt wird.

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