Notfallpädagogische Krisenintervention in Ecuador
Veröffentlicht am
Karlsruhe, 27. April 2016
Am 16.04.2016 wurde Ecuador von einem Erdbeben der Stärke 7,8 erschüttert, eines der schwersten in der Geschichte des Landes. Viele Nachbeben folgten. Inzwischen ist die Zahl der Toten auf über 650 gestiegen. Vor allem Kindern fällt es schwer, solche Ereignisse zu verarbeiten, sie verlieren buchstäblich den Boden unter den Füßen. Um diese traumatisierten Kinder zu unterstützen, reist ein notfallpädagogisches Team der Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V. von 02. bis 17.Mai in die Region Manabí. Der notfallpädagogische Einsatz findet in Kooperation mit „Aktion Deutschland Hilft“ statt.
Bei einem derartigen Beben verlieren viele Kinder das Vertrauen in die Stabilität ihres Umfelds, ihr ganzes Weltbild kann durch eine solche Katastrophe erschüttert werden. Inzwischen kam es zu über 500 weiteren heftigen Nachbeben, die die Menschen in ständiger Angst leben lassen. Kinder haben oft besondere Schwierigkeiten, ihre Erfahrungen von Angst, Zerstörung und Tod einzuordnen und zu überwinden, so kann es zu posttraumatischen Belastungsreaktionen kommen. Mit notfallpädagogischen Methoden können diese Kinder stabilisiert werden und so Trauma-Folgestörungen vermieden werden.
„So wichtig die Behandlung von Wunden, Brüchen und anderen körperlichen Folgen des Erdbebens auch ist – die psychologischen Auswirkungen einer solchen Katastrophe belasten die Betroffenen meist noch lange nach dem Beben.“ bringt Manuela Roßbach (Geschäftsführerin von „Aktion Deutschland Hilft“) es auf den Punkt.
In kunst- und erlebnispädagogischen Workshops haben betroffene Kinder die Möglichkeit, den traumatischen Erlebnissen neue, schöne Erfahrungen entgegenzusetzen. „Somit kann sich die Trauma bedingte seelische Erstarrung lösen und das Erlebte leichter verarbeitet werden“, erklärt Bernd Ruf, der Einsatzleiter. Die sonst so freudigen ecuadorianischen Kinder sollen wieder lachen dürfen.
Auch die Eltern und nahen Bezugspersonen sind oft traumatisiert, sie sind nicht oder nur bedingt in der Lage, ihren Kindern zu helfen. Zudem sind sie häufig mit den traumabedingten Verhaltensänderungen ihrer Kinder überfordert. Für sie werden Beratungen angeboten, die ihnen ein besseres Verständnis der posttraumatischen Reaktionen ermöglichen sollen.
Das ehrenamtliche notfallpädagogische Team besteht aus 12 erfahrenen PädagogInnen und TherapeutInnen, vier davon kommen aus Deutschland, die übrigen aus dem südamerikanischen Raum. Viele der Teammitglieder haben bereits langjährige Erfahrung in der Arbeit mit traumatisierten Kindern nach Katastrophen oder humanitären Krisen.
Pädagogische Erste Hilfe nach der Katastrophe
Die Notfallpädagogik der Freunde der Erziehungskunst basiert auf waldorfpädagogischen Methoden und verwandten Therapieformen. Im Rahmen zahlreicher Einsätze weltweit konnte bereits vielen Kindern geholfen werden, ihre traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten und sogenannte Trauma-Folgestörungen zu mildern.
Ein rhythmisch gestalteter Tagesablauf, geregelte Essens- und Schlafenszeiten, Ruhe- und Aktionsphasen sollen den Kindern und Jugendlichen einen neuen Orientierungsrahmen, Sicherheit und Halt geben. Durch die Anregung der Selbstheilungskräfte der Betroffenen wird der Verarbeitungsprozess gefördert und unterstützt. Mit erlebnispädagogischen Übungen soll das Vertrauen in sich selbst und seine Mitmenschen gestärkt werden. In den kunst- und erlebnispädagogischen Kursen haben betroffene Kinder die Möglichkeit den traumatischen Erlebnissen neue und schöne Erfahrungen entgegenzusetzen. Bewegungs- und Klatschspiele bringen Freude, lösen innere Erstarrungen und unterstützen die körperliche Koordination
Um ihren Einsatz finanzieren zu können, sind die Freunde der Erziehungskunst auf die Unterstützung durch Spenderinnen und Spender angewiesen.
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Die Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V. fördern weltweit Initiativen eines freien Bildungswesens. Seit 1971 setzen sie sich für die Waldorfpädagogik und für Freiheit im Bildungswesen ein. Seit 1993 organisiert und betreut das Büro in Karlsruhe internationale Freiwilligendienste in aller Welt und ermöglichte bislang über 7.000 Menschen einen sozialen Dienst in über 350 Projekten in mehr als 60 Ländern. Zurzeit nehmen jährlich rund 600 junge Menschen an den Programmen teil. Seit Sommer 2011 können Interessierte über den Verein auch einen 12-monatigen Freiwilligendienst in anthroposophischen Einrichtungen in Deutschland leisten.
Seit 2006 sind die Freunde der Erziehungskunst im Bereich „Notfallpädagogik“ tätig. In Folge von kriegerischen Auseinandersetzungen und Naturkatastrophen arbeiteten sie bislang mit psychotraumatisierten Kindern und Jugendlichen im Libanon (2006), China (2008 und 2013), Gaza (2009 – 2014), Indonesien (2009), Haiti (2010), Kirgisistan (2010), Japan (2011) und Kenia (2012 – 2013), Philippinen (2013-2015), Bosnien und Herzegowina (2014), Nepal (2015), Griechenland (2015), Slowenien (2015), Kurdistan-Irak (2013-2016) und Deutschland (2014-2016)