Weinbau der Zukunft – Quo vadis?

Neue Rebsorten sind der Schlüssel für den ökologischen Weinbau.

Klimawandel, schädliche Pflanzenschutzmittel, schrumpfende Biodiversität und hoher CO2-Abdruck: Der Weinbau weltweit steht in den nächsten Jahren vor riesigen ökologischen Herausforderungen. Die Frage ist, wie Winzerinnen und Winzer diese am besten meistern können und wie sie sich am besten auf die Zukunft vorbereiten, um in Zukunft ein nachhaltiges Naturprodukt erzeugen zu können. Und die Antwort zeichnet sich immer deutlicher ab: Neue, pilzwiderstandsfähige Rebsorten (=PIWI-Sorten) sind die Lösung auf die meisten Probleme und werden eine immer grössere Rolle spielen (mehr dazu hier: Langfristiger Trend_Neue Rebsorten).

Der Videoblog www.weinbau-der-zukunft.com soll nachhaltige Lösungsansätze für die oben genannten Herausforderungen bieten. Dabei spielen die pilzwiderstandsfähigen Sorten (PIWIs) eine grosse Rolle. Denn das Potenzial dieser neuen Sorten steht erst am Anfang. Es deutet jedoch alles daraufhin, dass die Nachfrage und Anbauflächen von PIWIs in den nächsten Jahren signifikant steigen wird, da es in vielen Weinbauregionen die einzige Möglichkeit ist, wirklich ökologisch und nachhaltig Wein zu produzieren.

Der Videoblog wurde ins Leben gerufen, um die ökologischen Rebsorten bei Winzern, Weinfreunden und Weinbau-Interessierten bekannter und beliebter zu machen. Es sollen Wissen und Erfahrungen geteilt werden. Dazu gehört der Kontakt mit Forschern, Rebenzüchtern, Rebschulen und PIWI-Winzern in ganz Europa, um ihre Arbeit zu dokumentieren. Er soll auch für Journalisten, die zu diesem Thema recherchieren, als Übersicht und Inspiration dienen.




Zurück zu den Wurzeln

PRESSEMITTEILUNG

8. ECOVIN Jungwinzer*innen-Tagung rückt Boden in den Fokus

2021 digital, diesmal live in Neustadt an der Weinstraße: Mehr als 50 Teilnehmer*innen trafen sich vom 18. bis 20. März 2022 zur ECOVIN Jungwinzer*innen-Tagung rund um das Thema Boden. „Im Bioweinbau spielt ein gesundes Bodenleben seit jeher eine zentrale Rolle, es ist die Grundlage für unser Wirtschaften mit der Natur und charakterstarke Weine. Diese Botschaft möchten wir angehenden Winzer*innen mit auf den Weg geben“, sagte ECOVIN Geschäftsführerin Petra Neuber zur Eröffnung der Tagung.

Was in der Online-Tagung im Vorjahr nur theoretisch erörtert werden konnte, erfuhr in Neustadt praktische Erprobung. Herzstück des Treffens bildeten interaktive Vorträge, Praxisworkshops und haptische Erfahrungen. Ein Impulsvortrag am Freitagabend zur Rhizosphäre der Reben stimmte die Teilnehmenden auf die Workshops am Samstag ein.

Hier konnten die Tagungsgäste zwei von drei parallelen Arbeitsgruppen wählen. Der Workshop des Bodenberaters Dr. Manfred Schulte-Karring drehte sich rund um die Bodenstruktur, ihre Analyse und Verbesserung. In einem Riesling-Weinberg des ECOVIN Weinguts Platz legten die Teilnehmer*innen Bodenprofile frei, ermittelten pH-Wert und Kalkanteile, diskutierten Techniken der mechanischen Bodenbearbeitung sowie den Einsatz von Komposten und Pflanzenkohle.

Die Pflanzenkohle stand im Mittelpunkt der Arbeitsgruppe von Prof. Claudia Kammann von der Hochschule Geisenheim. Wie wirkt Pflanzenkohle im Boden, wie wird sie hergestellt, welchen Beitrag leistet sie zum Klimaschutz? Höhepunkt der Workshops war die eigene Herstellung von Pflanzenkohle im so genannten Kon-Tiki, einem Pyrolyseofen, im Weingut Schäffer.

Ein dritter Workshop diskutierte die Potenziale von Agroforstsystemen im Weinbau. Nicolas Haack von Triebwerk und Lukas Mischnick von der Demeter Beratung stellten Praxisbeispiele vor, in denen schon heute Obst- und Nussbäume zwischen und neben Weinreben wachsen. Die Vorteile liegen auf der Hand: u.a. werden die Ernterisiken einer Fläche gestreut, die Artenvielfalt erhöht, die CO2-Bilanz verbessert. Dennoch sahen die Workshop-Teilnehmenden auch Hemmnisse wie eine schwierige Mechanisierung von Agroforstsystemen.

Am Samstagabend konnten die Teilnehmer*innen in einer Sensorikschulung den Einfluss des Bodens auf den Wein erforschen. Martin Darting von WINE SYSTEM moderierte drei Doppelproben, die unterschiedliche Weinlagen und -stile miteinander verglich. Vorläufiges Ergebnis: Der Ausbau im Keller und das Klima prägen einen Wein viel stärker als der Boden, auf dem die Trauben gewachsen sind.

Der Tagungssonntag weitete den Blick vom Boden hin zum System Ökoweinbau und seine Leistungen für eine nachhaltige Entwicklung. Christian Hiss von der Regionalwert AG forderte, bislang nicht bepreiste Leistungen des Ökoweinbaus für Umwelt, Gesellschaft und regionale Wirtschaft einen Wert zu geben, damit sich echte Nachhaltigkeit messen lässt.

Die Teilnehmer*innen der 8. Jungwinzer*innen-Tagung meldeten Begeisterung an das Organisationsteam zurück: „Ich habe jede Menge Ideen und Impulse mitgenommen, die ich gerne schrittweise in unserem Weingut umsetzen würde“, sagte eine Pfälzer Winzerin in Betriebsgründung. „Bitte im nächsten Jahr wieder! Wir brauchen diese Art von Laboratorium, um Neues auszuprobieren und den Weinbau über das Etablierte hinaus weiter zu denken“, kommentierte ein Teilnehmer von der Mosel.

Weil nach der 8. vor der 9. ECOVIN Jungwinzer*innen-Tagung ist, traf sich das Organisationsteam gleich noch in Neustadt, um die 2022er Tagung auszuwerten und erste Ideen für 2023 zu spinnen.

Der Bundesverband Ökologischer Weinbau und das Organisationsteam bedanken sich für die Förderung der Tagung beim Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz sowie bei allen Sponsoren: 2B FermControl, BioFa AG, Braun Maschinenbau GmbH, Das Deutsche Weinmagazin/Fachverlag Dr. Fraund, Deutscher Kork-Verband e.V., Erbslöh Geisenheim GmbH, Ernst Moeschle Behälterbau GmbH, Richard Wagner GmbH + Co. KG, Verein Ehemaliger Geisenheimer e.V. (VEG), Verein Ehemaliger Rheinhessischer Fachschüler Oppenheim e.V. (VEO).

Die Veranstaltung wurde gefördert aus Mitteln des Landes Rheinland-Pfalz.

Druckfähige Fotos von der Tagung versenden wir gerne auf Anfrage.

Zahl der Anschläge (inklusive Leerzeichen): 4.232

ECOVIN Bundesverband Ökologischer Weinbau e. V.
Petra Neuber | Geschäftsführerin
Wormser Straße 162
D-55276 Oppenheim
T +49 (61 33) 16 40
F +49 (61 33) 16 09
info@ecovin.de




Für einen lebendigen Bioweinbau

PRESSEMITTEILUNG

Oppenheim, 14. Dezember 2021. Der Bundesverband Ökologischer Weinbau gratuliert der neu ernannten Bundesregierung und begrüßt die im Koalitionsvertrag festgelegten Ziele für einen Ausbau der Ökolandwirtschaft. Um die ambitionierten Ziele mit Leben zu füllen und umzusetzen, bietet ECOVIN seine Mitarbeit an und weist auf notwendige Konkretisierungen für den Weinbau hin.

Das Koalitionsziel von 30 Prozent Ökolandbau bis zum Jahr 2030 entspricht ECOVINs eigenen Zielvorgaben im Weinbau. Wir können es jedoch nur erreichen, wenn Erzeugerinnen, Verbraucher und Politik an einem Strang ziehen. Vom neuen Agrarminister Cem Özdemir wünschen wir uns politische Weichenstellungen, die den Bioweinbau zukunftsfähig gestalten, ökologisch, aber auch ökonomisch. Die Pläne von Bund und Ländern zur GAP-Reform müssen hier umgehend überarbeitet werden, damit auch Biobetriebe von den EcoSchemes der 1. Säule profitieren können.

Das Weinbaujahr 2021 hat mit seiner feucht-kühler Witterung, hohem Pilzdruck und hohen Ertragsverlusten in Bioweingütern deutlich gemacht, dass wir dringend neue Pflanzenschutzstrategien und Kupferalternativen brauchen, damit der deutsche Ökoweinbau mittelfristig wirtschaftlich attraktiv bleibt. In trocken-heißen Jahren stoßen dagegen die traditionellen Rebsorten an ihre Grenzen. Ertrags- und Einkommensrisiken können hier nicht allein von den Erzeugern getragen werden, wenn ein politischer Wille zum ökologischen Umbau besteht. Wir fordern die Bereitstellung von ausreichend Forschungsgeldern für die Bereiche Rebgesundheit, Pflanzenschutz sowie Klimaschutz und -anpassung im Weinbau, z.B. durch Züchtung klimarobuster Rebsorten.

Der von den Koalitionsparteien vereinbarte Mindestlohn könnte das 30-Prozent-Ziel im handarbeitsintensiven Bioweinbau ausbremsen. In den kleinen familiengeführten Weingütern, die ECOVIN schwerpunktmäßig vertritt, wird dieser Mindestlohn häufig nicht einmal von der Betriebsinhaberin erzielt. Daher wünschen wir uns eine Förderung, die sich stärker an der landwirtschaftlichen Arbeitskraft als an bewirtschafteten Flächen orientiert.

Nicht zuletzt muss die Gesellschaft, müssen die Verbraucher den Wandel mittragen und ökologisch erzeugte Produkte honorieren. Gerade bei Biowein sehen wir noch immensen Aufklärungsbedarf. Nach einer aktuellen repräsentativen Befragung wissen fast zwei Drittel aller deutschen Konsumentinnen nicht, dass es überhaupt Biowein gibt und dass es Unterschiede in der konventionellen und ökologischen Weinerzeugung gibt. Öffentliche Gelder für Verbraucheraufklärung scheinen uns unerlässlich.

Als Verband sind wir gerne bereit, mit unserer fast 40-jährigen Expertise im Bioweinbau den Wandel mitzugestalten.

Zahl der Anschläge (inklusive Leerzeichen): 2.708

ECOVIN Bundesverband Ökologischer Weinbau e. V.
Andreas Hattemer | ECOVIN Bundesvorsitzender
Wormser Straße 162
D-55276 Oppenheim
T +49 (61 33) 16 40
F +49 (61 33) 16 09
info@ecovin.de