Wegen Bericht in der Sendung FAKT (ARD) über ökologische Schweinehaltung greift die Soko Tierschutz die Herrmannsdorfer Landwerkstätten massiv an
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PRESSEMITTEILUNG
Passau, 28.01.2016: In der Sendung FAKT vom 26. Januar 2016 hat die ARD die ökologische Schweinehaltung thematisiert und dabei auch über den Biokreis-Betrieb Herrmannsdorfer Landwerkstätten berichtet. Die Soko Tierschutz greift nun die Herrmannsdorfer Landwerkstätten massiv an. Auch Bild-Zeitung und Süddeutsche Zeitung haben das Thema aufgegriffen.
Dabei werden im Wesentlichen folgende Vorwürfe erhoben: Antibiotika-Gaben an Bio-Schweine, hohe Sterblichkeitsraten bei Ferkeln und die Haltung von Muttersauen in Kastenständen. Karl Schweisfurth, der die Herrmannsdorfer Landwerkstätten leitet und allen Journalisten und Interessierten Einblick in seinen Betrieb gewährt, hat zu sämtlichen Vorwürfen offen Stellung bezogen.
Antibiotika-Gaben niemals prophylaktisch
„Wenn eines unserer 600 Tiere erkrankt ist oder sich verletzt hat, verwenden wir seit Jahren bei der Versorgung vorrangig homöopathische Präparate und andere alternative Heilmittel. Wenn diese Mittel nicht helfen, wird einem kranken Tier nach Rücksprache mit dem Tierarzt – wenn nötig und im Sinne des Tierwohls – ein Antibiotikum gegeben. Ein Tier darf nach den Bio-Richtlinien innerhalb eines Jahres nur einmal mit Antibiotika behandelt werden. So wird das natürlich auch bei uns praktiziert. Niemals würden wir prophylaktisch einem gesunden Tier Antibiotika verabreichen“, so Karl Schweisfurth.
Zur hohen Sterblichkeitsrate erklärt Karl Schweisfurth: „Im letzten Jahr haben wir pro Wurf ungewöhnlich viele Ferkel bekommen – bis zu 20. Üblich sind durchschnittlich zwölf bis maximal 14 Schweinchen. Derart große Würfe führen leider häufig auch dazu, dass mehr Ferkel als üblich schwach auf die Welt kommen und geringe Überlebenschancen haben. So stieg die Sterblichkeitsrate im Jahr 2015 zeitweise auf ungewöhnlich hohe 25 Prozent. Erfreulicherweise hat sich die Sterblichkeitsrate mittlerweile wieder normalisiert.“
Abwägen zwischen Wohl der Sau und der Ferkel
Die Fixierung von Muttersauen in Kastenständen finde in den Herrmannsdorfer Landwerkstätten nicht mehr statt. „Der Film gibt nicht den aktuellen Zustand wieder. Seit Jahren beschäftigen wir uns mit dem Thema, wie wir die Abferkelung gut gestalten. Wir wägen ab zwischen dem Wohlbefinden der Sau und dem Leid der Ferkel, wenn sie erdrückt werden. Eine Sau wiegt 250 Kilo, ein frisch geborenes Ferkel durchschnittlich 1,6 Kilo. Wenn sich die Sau aus Versehen auf ein Ferkel legt, hat es keine Chance. Als wir unseren Stall im Jahr 2000 neu gebaut haben, waren Bio-Ställe mit der Möglichkeit, die Sauen zu fixieren, das anerkannt modernste System. Deswegen haben wir sie damals eingebaut. War eine Sau unruhig, haben wir maximal sieben Tage die Fixierung eingesetzt. Einmal am Tag konnte die Sau in den Auslauf. Mittlerweile sind Stallsysteme entwickelt worden, in denen die freie Abferkelung ohne erhöhte Ferkelsterblichkeit
möglich ist. Deswegen haben wir Ende 2015 umgerüstet und seitdem werden die Sauen bei uns nicht mehr fixiert.“
„Fleischerzeugung ist immer ein Kompromiss“
„Jede Form der Nutztierhaltung steht natürlich im Gegensatz zu einem Leben in der freien Natur“, sagt Biokreis-Geschäftsführer Josef Brunnbauer, „doch die ökologische Tierhaltung bietet die bestmöglichen Zucht-, Haltungs- und Schlachtbedingungen.“ Die Gaben von Antibiotika bei Krankheit und Kastenstände für Schweine sind in den Richtlinien der ökologischen Landwirtschaft erlaubt. „Fleischerzeugung ist immer ein Kompromiss. Aber eine bessere Alternative als die ökologische Tierhaltung gibt es nicht.“
Der Biokreis setzt sich in besonderem Maße für die stetige Weiterentwicklung des Tierwohls ein. Im Vergleich zur konventionellen Brancheninitiative Tierwohl sind die Anforderungen der EU-Öko-Verordnung äußerst streng und umfassend. Über diese Anforderungen geht der Biokreis mit seinen Richtlinien aber noch hinaus. Außerdem wird eine von den ökologischen Anbauverbänden entwickelte Tierwohl-Checkliste im Zuge der unabhängigen Öko-Kontrolle jährlich abgeprüft.
Einen Überblick des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) über die Unterschiede zwischen ökologischer und konventioneller Schweinehaltung finden Sie anbei.
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